Verstehen erzeugt Verständnis und öffnet fremdsprachigen Hilfesuchenden neue Türen:

 In der Muttersprache kann man seine Sorgen am besten loswerden und auch Beratung am leichtesten verstehen. Mit Hilfe von Video-Dolmetschern erproben einige Bahnhofsmissionen, darunter die Bahnhofsmission Karlsruhe in ökumenischer Trägerschaft von IN VIA und dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Karlsruhe, nun ein entsprechendes Angebot.

Welche Entlastung für zugewanderte Menschen damit verbunden ist, ein Anliegen in ihrer Muttersprache vortragen zu können, erfahren im Moment die Mitarbeitenden der fünf Bahnhofsmissionen, die am bundesweiten Pilotprojekt „Video-Dolmetschen“ teilnehmen. Wenn eine Verständigung mit Gästen der Bahnhofsmissionen mangels Sprachkenntnissen nicht möglich ist, kann in den Stationen per Videokonferenz binnen Minuten ein professioneller Dolmetscherdienst zugeschaltet werden. „Es ist jedes Mal beeindruckend zu erleben, wie die Augen der Gäste aufleuchten, wenn eine Dolmetscherin sie in ihrer Muttersprache anspricht und wir erfahren anschließend viel Dankbarkeit, die uns sehr anrührt“, berichtet Susanne Daferner, Leiterin der Bahnhofsmission Karlsruhe, über ihre Erfahrung mit den gedolmetschten Gesprächen.

Wie für Bahnhofsmissionen typisch, unterscheiden sich die Nutzer-Gruppen von Ort zu Ort. In Karlsruhe bildet die Hilfe für geflüchtete Menschen einen Schwerpunkt, am Berliner Ostbahnhof oder in der Bahnhofsmission Essen stammen die Gäste häufig aus südosteuropäischen EU-Staaten. Die weiteren Standorte Frankfurt und Köln melden eine gemischte Nutzer-Struktur.

Von Anfang März bis Anfang Mai wurde der Dienst bei steigender Nutzungshäufigkeit insgesamt 75 Mal in Anspruch genommen. Alle beteiligten Stationen bewerten die Möglichkeit als sinnvolle und wichtige Bereicherung des Hilfeangebotes. Sie berichten, dass anfängliche Vorbehalte gegen die neue Technik bei den Mitarbeitenden schnell überwunden waren und immer mehr Kolleginnen und Kollegen  sich eine Nutzung zutrauen. Möglich wurde dies unter anderem durch die Anwender-Schulungen des Dolmetscherdienste SAVD (www.videodolmetschen.com)  in Wien, der über große Erfahrungen im sozialen Sektor verfügt.

Gefördert wird das Projekt aus Mitteln der Deutsche Bahn Stiftung, die mit ihrem Engagement die Bahnhofsmissionen dabei unterstützen will, adäquate Antworten auf eine zunehmende Nutzung der Stationen durch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu geben. Gleichzeitig ist es der Stiftung ein Anliegen, einen Beitrag zu einer zunehmenden Nutzung von zeitgemäßer digitaler Kommunikationstechnik in den Bahnhofsmissionen zu leisten. Zum Einsatz kommen an allen Standorten internetfähige Tablets (iPad), grundsätzlich würde aber auch ein PC mit Mikrofon und Kamera (Webcam) ausreichen. Im Lauf des Jahres will die Deutsche Bahn Stiftung weiteren Standorten die Gelegenheit geben, den Dienst zu nutzen.

 

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