Multiracial teen friends joining hands together in cooperation

Freiburg, 02. Mai 2024. Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai fordert IN VIA Deutschland ein Ende von Benachteiligung, Diskriminierung und Gewalt gegen Mädchen und Frauen mit Behinderung. Ressortübergreifende Konzepte und Maßnahmen für diskriminierungsfreie Zugänge und für umfängliche Teilhabe müssen umgesetzt werden.

Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland haben eine staatlich anerkannte Behinderung. In der Schule, in der Ausbildung, im Berufsleben oder in anderen Lebensbereichen erfahren sie nach wie vor Ungleichbehandlung und Anfeindungen.

 Mädchen und Frauen mit Behinderung sind mehrfach diskriminiert: wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Behinderung. Weitere Diskriminierungen aufgrund der sozialen Herkunft, des Alters oder des ausländerrechtlichen Status können hinzukommen. So ist eine geflüchtete Frau mit Behinderung, die weder über Wissen zu Unterstützungsangeboten noch über Deutschkenntnisse oder Beziehungen verfügt, stärker benachteiligt. Ein Großteil der Zugänge zu Sozial- und Gesundheitsleistungen werden ihr darüber hinaus verwehrt.

„Die Folgen für Betroffene von Diskriminierungen sind gravierend. Sie haben Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl und ihre psychische Gesundheit. Gefühle von Trauer, Ärger und Ohnmacht münden oft in Isolation, Resignation und Perspektivlosigkeit,“ erklärt Dr. Ruth Bendels, Vorständin von IN VIA Deutschland.

 Sehr besorgniserregend sind die Ausmaße von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Mädchen und Frauen mit Behinderung: Laut Untersuchungen sind Mädchen und Frauen mit Behinderungen in ihrer Kindheit und Jugend zwei- bis dreimal häufiger sexueller Gewalt ausgesetzt als der Durchschnitt. Hierauf weist auch der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hin und fordert Deutschland auf, Mädchen und Frauen mit Behinderung zu schützen und eine umfassende Strategie zur Prävention und zum Schutz vor Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu entwickeln. „Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland 2009 dazu verpflichtet, die vollumfassende gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen zu gewährleisten. Von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen brauchen verlässliche, niedrigschwellige und barrierefreie Angebote“, fordert Dr. Anna-Maria Pedron, Vorständin von IN VIA Deutschland.

 Der im vergangenen Jahr veröffentlichte UN-Staatenbericht gibt jedoch ein ernüchterndes Bild dessen ab, welche Schritte gegen Exklusion bisher eingeleitet wurden. Bei der Entwicklung und Implementierung von Gesetzen, Regelungen und Maßnahmen sind die mehrdimensionalen Aspekte von Diskriminierung zu beachten und ausgrenzende Strukturen abzubauen. Bund, Länder und Kommunen sind gefordert, in Kooperation mit den Expert*innen vor Ort Angebote und Maßnahmen zu ergreifen, die Teilhabe fördern und Benachteiligungen abbauen. Wesentliche Schritte sind barrierefreie Zugänge und die Sicherstellung, dass Menschen mit Behinderungen über die sie betreffenden Belange und Entscheidungen selbst bestimmen.

 

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