Vor 125 Jahren wurde in Deutschland die erste Bahnhofsmission gegründet. Aus diesem Anlass betonen die kirchlichen Träger der Badischen Bahnhofsmissionen die Bedeutung der Einrichtungen für immer mehr Menschen in unterschiedlichsten Problemlagen. Mehr als 140.000 Menschen bräuchten jedes Jahr allein in Baden die Hilfe der Bahnhofsmissionen, berichtet Magdalena Moser, verantwortlich für die Bahnhofsmissionen im Zuständigkeitsbereich der badischen Diakonie. Kaum ein anderes soziales Angebot erreiche mehr Menschen. Der Hilfe-Bedarf an den Bahnhöfen nehme immer mehr zu. Hier gehe es nicht nur um eine Tasse Kaffee oder Orientierungshilfe. Neben Hilfen für alleinreisende Kinder, Flüchtlinge und Obdachlose müssten sich Mitarbeitende immer mehr um psychisch kranke und ältere Menschen kümmern. Die wachsende Altersarmut komme bei den Einrichtungen an.

Die Bahnhofsmissionen seien ein Seismograph für die sozialen Entwicklungen in der Gesellschaft, so Barbara Denz, die als Vorstandsvorsitzende von IN VIA als Caritas die katholischen Träger vertritt.

Die hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden beobachteten eine zunehmende psychische, physische und emotionale Verwahrlosung, so Moser weiter. Dies bedeute eine wachsende Herausforderung. Immer häufiger kämen die Kolleginnen und Kollegen an die Grenzen der Belastbarkeit.

Die kirchlichen Träger der Bahnhofsmissionen reagierten darauf mit Fortbildungsangeboten, die sich am aktuellen Bedarf orientierten. Die Mitarbeitenden dürften mit den neuen Herausforderungen nicht alleine gelassen werden. Immer öfter würden Bahnhofsmissionen auch Frauen und ihre Kinder an Schutzeinrichtungen wie Frauenhäuser vermitteln, um sie so vor Gewalt und Missbrauch zu schützen. Bahnhofsmissionen seien da, wenn andere Hilfen bereits geschlossen haben. Bahnhofsmissionen seien Mittler zwischen staatlichen Institutionen und Bedürftigen, so Moser.

Für ihre „Stammgäste“ entwickelten die Bahnhofsmissionen Angebote, die die vielfältigen Nöte der Menschen aufgreifen, berichtet Denz. „In Angeboten wie dem Kochprojekt „Mahl.Zeit für Alle“ an der Bahnhofsmission Karlsruhe oder dem „Nachtcafé“ in Freiburg, in dem Stammgäste der Bahnhofsmission zu selbst organisierten Veranstaltungen rund um Kunst, Musik, Literatur oder Politik einladen, erleben die Gäste, dass sie für sich selbst Verantwortung tragen und etwas bewirken können.“

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