Offener Brief von IN VIA an Erzbischof Burger

Sehr geehrter Herr Erzbischof Burger,

die Mitarbeiter*innen von INVIA katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e.V. setzen sich jeden Tag für die Belange von Menschen in Not ein. Unsere Mitarbeiter*innen handeln aus einer christlichen Grundhaltung heraus, weil sie an die Werte der Nächstenliebe, sozialen Gerechtigkeit und das Einstehen für Schwächere glauben.
In unseren Einrichtungen, Angeboten und Projekten werden alle Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen seit Jahren zum Thema Anvertrautenschutz geschult und für grenzachtendes Verhalten sensibilisiert. Sie werden darüber informiert, an welche internen und externen Beschwerdestellen sie sich wenden können. Die Veröffentlichung des Abschlussberichts „Machtstrukturen und Aktenanalyse“ hat viele unserer Mitarbeiter*innen – von der Führungskraft bis zur Projektmitarbeiter*in zutiefst betroffen und wütend gemacht und lässt zum wiederholten Male, weiterhin und schon jahrelang an der Institution Kirche zweifeln.
Über Jahrzehnte wurden Täter geschützt und Schutzbefohlenen wurde Gewalt angetan. Ihnen wurde kein Glauben geschenkt und sie wurden verhöhnt und ignoriert. Menschen wurden an der Türschwelle der Kirche mit der Bitte um Hilfe abgewiesen. Dies ist untragbar, unchristlich und menschenverachtend und wir distanzieren uns davon mit einem starken, geschlossenen „Nein“ gegen jegliche Art von Gewalt und Missbrauch und dessen Vertuschung.
Viele der Menschen, die Hilfe bei IN VIA Diözesanverband Freiburg suchen, sind von sexualisierter Gewalt betroffen. In unseren Angeboten bieten wir den Menschen Schutzräume und Gespräche an. Wir versuchen gemeinsam mit ihnen, wieder einen Weg ins Leben zu finden und setzen uns auch in der Öffentlichkeit gegen Gewalt an Mädchen und Frauen ein.
Es ist Ihr Auftrag, sehr geehrter Herr Burger, schnell und klar den Forderungen des Betroffenenbeirats zu folgen, die wir unterstützen möchten. Sie erwarten von uns zurecht, dass wir als Verband unsere Arbeit gut, transparent und professionell leisten. Hierfür benötigen wir das Vertrauen der Menschen. Wir, die Mitarbeiter*innen eines katholischen Fachverbandes für Mädchen und Frauen, müssen und werden weiterhin in der Lage sein, unserer Arbeit aufrichtig und gut nachzugehen. Wir gehen als Verband auch damit um, dass Menschen, Frauen, Mitarbeitende bei uns, in dieser Kirche nicht mehr beheimatet sein können Wir werden weiterhin Menschen, die von Not betroffen sind, unabhängig ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung und ihrer (religiösen) Herkunft begleiten Hierfür benötigen wir eine starke Kirche, die glaubwürdig ist und ihrem Auftrag nachkommt.

Wir erwarten, dass innerhalb der Erzdiözese Freiburg klare Reformen umgesetzt und transparent gemacht werden, die Machtmissbrauch verhindern.

Annette Albrecht, Vorstandsvorsitzende

im Mai 2023
Mitarbeiter*innen, Vorstand und Verbandsrat von
IN VIA Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg e. V.

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